WiYou - Ausgabe 6/13 - page 10

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 6­2013
Foto: POG Praezisionsoptik Gera
Titel
10
Johannes wusste schon als Schüler, dass er nach seinem Realschulabschluss
auf jeden Fall einen technischen Beruf erlernen wollte, nur welchen genau,
das war noch nicht ganz klar.
„Ich kenne einen Feinoptiker, der hat mir von
seiner Arbeit erzählt, das fand ich schon ganz gut, ich hab mich aber trotzdem
auch noch für die Ausbildung zum Technischen Modellbauer beworben.“
Letztlich sei es dann eine Bauchentscheidung für die Feinoptik gewesen, und
die habe Johannes bis jetzt auch nicht bereut. Als Feinoptiker schleift und po­
liert man optische Gläser, wie Linsen und Prismen, die dann später beispiels­
weise in Mikroskope eingebaut oder in der Weltraumtechnik und Astrophysik
verwendet werden. „Meist wird dabei maschinell gearbeitet, zum Teil mit den
modernen CNC­Maschinen, manchmal aber auch mit traditionellen. Und
wenn es um Einzelfertigungen geht, um sogenannte Probegläser zum Beispiel,
dann arbeitet man auch immer noch viel von Hand.“ Bei der POG gibt es viele
verschiedenen Abteilungen, die Johannes während seiner Ausbildung kennen­
lernt. „Das fängt beim Trennschleifen und Polieren an und geht über das
Läppen, also das Glätten der Oberflächen bis zumMontieren. Außerdem gibt
es noch die Bedampfung und die Mikrostrukturierung. Die klingt zwar klein,
aber macht einen großen Teil der POG­Produkte aus. „In diesem Bereich wer­
den Chrom andere Stoffe auf Glasplatten aufgedampft. Dadurch entstehen
Strukturen auf den Platten. Diese sogenannten Strichplatten werden dann für
die Kalibrierung von Geräten, für Messtechnik oder auch in der Qualitäts­
sicherung verwendet. Zwar ist Glas unser wichtigster Werkstoff, aber zur Aus­
bildung gehören auch metallspezifische Lehrgänge wie Sägen, Bohren und
Fräsen, auch wenn sie sich ein bisschen unterscheiden. Denn wir arbeiten zum
Beispiel nicht mit normalen Sägen, sondern mit Diamantsägeblättern.“ Für
solche Lehrgänge besucht Johannes ein überbetriebliches Bildungszentrum.
Dort hatte er auch zu Beginn seiner Ausbildung eine 8­wöchige Grundaus­
bildung in der Feinoptik.
Darüber hinaus geht es während der gesamten Ausbildung regelmäßig in die
Berufsschule.
„Dort haben wir die fachlich theoretischen Grundlagen.“ Wenn
man dabei gut in Mathe, Physik und Technik ist und sich ein bisschen Mühe
gibt, kann man nicht nur einen sehr guten, sondern auch einen vorgezogenen
Abschluss machen. So wird Johannes seine Ausbildung schon nach drei Jahren
statt erst nach dreieinhalb abschließen können. „Man muss zwar den Stoff,
der in den letzten sechs Monaten drankommt, vorarbeiten. Aber der Aufwand
lohnt sich, wenn man dafür ein halbes Jahr eher richtig in den Beruf starten
kann.“ Und genau das ist Johannes´ Plan. „Ich möchte gern bei der POG blei­
ben, denn ich habe hier eine Arbeit gefunden, die mir wirklich Spaß macht.“
Besonders angetan hat es ihm die sogenannte Vorfertigung. „Ich bin momen­
tan im Kittraum, wo Linsen, planparallele Platten und Prismen auf Tragköper
gekittet werden. Das gehört alles mit zur Vorbereitung. So können später meh­
rer Werkstücke gleichzeitig bearbeitet werden und größere Stückzahlen er­
reicht werden.“ Aber auch in den anderen Abteilungen hat Johannes bis jetzt
immer gern gearbeitet. „Am Anfang ist es manchmal nicht so leicht, gerade
wenn man sich wieder an andere Maschinen und Arbeitstechniken gewöhnen
muss. „Man darf einfach nicht gleich aufgeben. Mit ein bisschen Durchhalte­
vermögen klappt das irgendwann wie von allein.“ (mü)
Optiker stellen Sehhilfen her! Dann stellen Feinoptiker feine Sehhilfen her? Das klingt ein bisschen merkwürdig. Zu Recht, es stimmt nämlich nicht. Das
Brillenfachgeschäft betritt der Feinoptiker eigentlich nur, wenn er selbst mal eine Brille braucht. Sein Arbeitsplatz sind die Produktionshallen und Werkstätten
der Unternehmen der optischen Industrie, wie zum Beispiel die POG Präzisionsoptik Gera, bei der der 19­jährige Johannes zur Zeit in Ausbildung ist.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Feinoptiker fertigen maschinell und in Hand­
arbeit Linsen, Prismen und andere Glaskompo­
nenten.
Dauer: 3,5 Jahre
Voraussetzung: technisches Verständnis, hand­
werkliches Geschick, gute Noten in Mathe,
Physik und Technik, gutes Augenmaß, ruhige
Hand, sorgfältiges und genaues Arbeiten,
Teamfähigkeit
Chancen: Möglich ist zum Beispiel die
Weiterbildung zum Feinoptikermeister.
Viele Unternehmen empfehlen aber
auch ein anschließendes Studium,
wie Bachelor und Master in Laser­
und Optotechnologien.
Feinoptiker
(m/w)
Optikers Täuschung
.
Johannes und seine Feinoptiker­Kollegin Michelle
.
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