WiYou - Ausgabe 6/13 - page 6

Feuerwehrmann
für einenTag
WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 6­2013
zupassen, dass sich niemand an
den Fahrzeugen zu schaffen
macht. Denn Zuschauer hat man
als Feuerwehrmann immer. Und
noch etwas fällt mir sofort auf: So­
bald ich eine Feuerwehruniform
anhabe, grüßen die Leute freund­
lich und lachen mich an. „Beson­
ders junge Frauen!“, bemerkt Herr Friederichs grinsend. Nicht umsonst ist
Feuerwehrmann laut Statistik der Beruf mit dem höchsten Ansehen in der
Bevölkerung.
Dass man als solcher aber auch in der Pflicht ist,
beweist ein Passant, der
meinen Kollegen Mike plötzlich um Hilfe ruft, weil eine ältere Frau im benach­
barten Straßencafé einen Zuckerschock erlitten hat. Kein Problem für Mike,
da die Ausbildung zum Rettungssanitäter Teil der Ausbildung zum Feuerwehr­
mann ist. Er leistet Ersthilfe und or­
dert über die Rettungsleitstelle ei­
nen Rettungswagen.
Als Unterstützung für die Fassa­
denkletterer
rückt schließlich noch
die „DLK“ an, die Drehleiter mit
Korb. Und dann kommt mein Ein­
satz: Zusammen mit einem Spezia­
listen fahre ich, gesichert mit Gurt
und Helm, mit dem Korb auf über
30 Meter Höhe, um das Transpa­
rent zu befestigen! Eine ziemlich
Bei der Feuerwehr muss im Einsatzfall alles schnell gehen.
Das schlägt sich
in der Hierarchie der Mannschaft und in der Sprache nieder. Ich habe anfangs
mit den vielen Abkürzungen zu kämpfen. So heißt der Einsatzleitwagen nur
kurz „ELW“ und das Löschgruppenfahrzeug „LF“. In den Fahrzeugen hat jeder
Kollege seinen festen Platz, meiner befindet sich im ELW.
Die Berufsfeuerwehr hat einen geregelten Wochenrhythmus.
Montag und
Dienstag werden die Geräte gewartet, Mittwoch bis Freitag stehen Übungen
für die verschiedensten Notfallsi­
tuationen an – heute ist Höhen­
rettungstraining angesagt. Diese
verlegt Herr Friederichs kurzer­
hand an die Jenaer Stadtkirche.
Dort soll am Turm ein Transparent
für den Kirchentag in zwei Wochen
angebracht werden. Die Kollegen
rücken also mit dem Spezialfahr­
zeug für Höhenrettung an und sei­
len sich samt Transparent aus dem
Glockenstuhl ab. Meine Aufgabe
besteht zunächst darin, unten auf­
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Rettungsübung am
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Gerätehaus Gröschwitz
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Mein Tag bei der Berufsfeuerwehr Jena beginnt kurz vor 7 Uhr morgens, da findet auf
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der Wache der Schichtwechsel statt. Die Kollegen, die jetzt in den „Feierabend“ gehen,
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erzählten kurz, was es Neues und Wichtiges gibt, und Wachabteilungsleiter Herr Friederichs
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erklärt, was für den Tag geplant ist. Planen ist dabei so eine Sache, denn so richtig planen
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wie in anderen Berufen kann man bei der Feuerwehr natürlich nicht. Am Tag zuvor,
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erzählen die Kollegen, hätten sie ganze acht Einsätze gefahren, da bleibt kaum Zeit zum
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Luftholen zwischendurch. Heute – das nehme ich vorweg – sollte es keinen einzigen Einsatz
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geben, und trotzdem wird der Tag unglaublich spannend und abwechslungsreich.
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